18. Berner Orgelspaziergang

20.08.2022

Jedes Jahr fiebern Hunderte von spazierlustigen Orgelbegeisterten aus Nah und Fern dem Berner Orgelspaziergang entgegen, der in diesem Jahr zum achtzehnten Mal durchgeführt wird. Nebst der bewährten Gruppe von Berner Organistinnen und Organisten wird am kommenden 20. August als «Wortmensch» eine bekannte Lyrikerin und Spokenword-Autorin mit von der Partie sein: die schweizerisch-deutsche Doppelbürgerin Nora Gomringer.

Die Gewinnerin des Ingeborg Bachmann-Preises zählt zu den herausragenden Figuren des aktuellen deutschsprachigen Literaturbetriebs. Mit ihrem neuen Buch «Die Gottesanbieterin», aus dem sie im Wechsel mit unseren musikalischen Darbietungen an den Prunkstücken der Berner Orgellandschaft lesen wird, hat Gomringer den öffentlichen Diskurs rund um Fragen des Glaubens, der Gottesnähe und der Gottesferne auf höchst anregende Weise neu belebt. Dies lässt einen Orgelspaziergang erwarten, der für einmal auch mit den Wortbeiträgen nahe bei dem sein wird, was üblicherweise in Kirchen zu hören ist, wenn auch stilistisch und inhaltlich in überraschenden Volten, wie sie nur die Poesie zustande bringen kann. Löst doch schon der Titel ihres Buchs – «Die Gottesanbieterin» – eine leichte Irritation aus, die aber durchaus dazu führen kann, überkommene religiöse Inhalte neu zu überdenken und weiterzuspinnen: Das «ie» im Wort ist mitnichten ein Druckfehler!

Die Schlussveranstaltung in der Heiliggeistkirche bietet als Schwerpunkt wiederum ein unterhaltsames Potpourri aus der Feder unseres Hauskomponisten Hans Peter Graf. Es verarbeitet diesmal, ganz dem Motto «Komm, frag uns!» entsprechend, verschiedenste «Fragen in Liedform» und trägt den typisch Grafschen Titel «Fragliches Finale».

Neu wird unser Orgelspaziergang auch im Berner Casino Station machen. Was die meisten Leute nämlich nicht wissen: Auch im Konzertsaal des Berner Sinfonieorchesters gibt es eine grosse Orgel, die man allerdings nicht sieht, steht doch das ganze Pfeifenwerk zwar hoch über dem Podium, aber gut versteckt hinter einem engmaschigen Gitter. Wir bieten damit einem breiten Publikum die seltene Gelegenheit, diese «unsichtbaren Orgel» mit ihren bemerkenswerten Klangqualitäten in solistischen Darbietungen geniessen zu können.

Erwin Messmer

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